In einer Studio-Ausstellung zeigt die Galerie Thomas eine Gruppe kleinerer, charakteristischer Werke Rickeys, die einen konzentrierten Blick auf seine ebenso faszinierende wie unverwechselbare Kunst erlauben.
Erst relativ spät kam der Maler und Zeichner George Rickey zur Bildhauerei. Angeregt von den frühen Skulpturen Alexander Calders avancierte Rickey jedoch schnell zu einem der bedeutendsten Vertreter der kinetischen Kunst. Seine oft großformatigen, aber immer geradezu filigranen Edelstahlplastiken zeichnen sich zunächst durch ihre präzise, nüchterne und lakonische Formensprache aus. Feine gebogene oder geometrisch-rechtwinklige Linien und Flächen konstruiert Rickey in einem exakt austarierten Verhältnis so zueinander, daß ihren einzelnen Bewegungen an den Gelenkstellen der Elemente nie etwas völlig Zufälliges, Unorganisiertes anhaftet. Vielmehr entsteht in den Plastiken Rickeys stets eine harmonische Choreographie, die nicht nur mit dem eigenen Erscheinungsbild des Werkes spielt, sondern die auch aus dem Kontrast von Material, Form, Größe und scheinbarer Leichtigkeit, ja Schwerelosigkeit der Bewegung lebt. Seine Faszination durch die vor allem durch die Luft ausgelöste Bewegung, das Lebendige und Zeitliche an ihr, aber auch ihre besondere ästhetische Qualität, hat Rickey so in Worte gefasst:
„Die mir zur Verfügung stehenden Bewegungsarten sind größtenteils jeden Tag in unserer natürlichen Umgebung beobachtbar. In Wolken, dem Meer, fallenden Blättern, wehendem Gras, Segeln, hochfliegenden Vögeln und fliegenden Fischen, zuschlagenden Türen und Fensterläden, Orkanen, Wirbelstürmen und Sandstürmen, manchmal still, manchmal schaudernd oder brüllend, manchmal als Musik und Klänge, die durch Lippen, Schilf oder Rohre strömen, bewegt sich die Luft weiter.“
Darüber hinaus gelingt es Rickey mit seinen Arbeiten, den sie umgebenden Raum gewissermaßen in ihr Bewegungsspiel zu integrieren und auf diese Weise neu zu definieren, denn die Wahrnehmung des Raumes durch den Betrachter ist nur noch im Verhältnis zu der Interaktion mit Rickeys Skulptur möglich. Auf diese Weise nimmt Rickey nicht nur zeitgenössische Entwicklungen wie die Minimal- oder Concept Art vorweg, sondern verweist bereits auf spätere zeitbasierte und virtuelle Kunstformen.
Werke des mehrfachen documenta-Teilnehmers George Rickey finden sich auf vielen öffentlichen Plätzen und in zahlreichen Museumssammlungen der Welt.