Matt Mullican
„Wenn ich denke, denke ich in Bildern.” So lautet die Maxime von Matt Mullican. Als Vertreter der sogenannten „Pictures Generation“ verarbeitet er Bilder aus den Massenmedien und nähert sich so einer künstlerischen Ordnung der Welt an. In seinem multimedialen Werk, das sich durch eine besondere Materialvielfalt auszeichnet und neben Gemälden und Papierarbeiten auch digitale Werke, Installationen und Performances beinhaltet, hat er ein komplexes System von Zeichen, Piktogrammen und Bildern entwickelt, mittels dessen er Fragen der Realität, Wahrnehmung und Projektion auslotet. Die Resultate können dabei rein abstrakter Natur sein – wie seine „Untitled (Elements)“ – oder figürliche Elemente aufweisen, so auch die in der Ausstellung präsentierten, von Cartoons inspirierten Werke. Einem kosmologischen Ansatz folgend, hat Mullican verschiedene Ordnungskategorien zur künstlerischen Erfassung der Welt konzipiert, die er gleichzeitig mit unterschiedlichen Farben definiert. Alles hat eine Bedeutung und ist symbolisch aufgeladen. Mullican, der bis 2019 als Professor an der Hochschule für bildende Künste Hamburg zeitbezogene Medien lehrte, wurde 2022 in Lübeck mit dem Possehl-Preis für Internationale Kunst geehrt. Seit 1997 präsentiert das MoMA PS1 eine Langzeitinstallation des dreifachen documenta-Teilnehmers.
Collin Sekajugo
Die Verarbeitung medialer Bilder spielt auch im Werk von Collin Sekajugo eine Rolle. Der Künstler verwendet Archivaufnahmen, die er in künstlerisch manipuliert und in malerischen Collagen verfremdet. In seiner Serie „We Come in Peace“ porträtiert er beispielsweise elegant erscheinende Männer, die entsprechend ihrer Kleidung und ihrem Habitus als einflussreiche Persönlichkeiten eingeordnet werden. Die Muster ihrer Anzüge sowie die Wanddekorationen muten auf den ersten Blick afrikanisch an; tatsächlich verweisen die Titel der in der Ausstellung gezeigten Malereien jedoch auf Neuseeland und Sri Lanka. Die Auseinandersetzung mit Globalisierungsprozessen und Kapitalismus ist für Sekajugo ebenso relevant wie das Hinterfragen wirtschaftlicher, politischer, aber auch sozialer und kultureller Identität. Die Verbundenheit mit seinem ostafrikanischen Herkunftsland ist dabei für den Künstler, der 2019 mit dem Human Rights Award Uganda ausgezeichnet wurde, von zentraler Bedeutung. Dies äußert sich nicht nur in sehr persönlichen Narrationen, sondern auch in der Verwendung von Materialien wie Polypropylen-Taschen, Denim oder sonstigen Fundstücken, die einen konkreten Bezug zu den Kommunen seiner Heimat haben. 2022 bespielte Collin Sekajugo - gemeinsam mit Acaye Kerunen - den Pavillon von Uganda auf der Biennale von Venedig, der mit einer besonderen Erwähnung honoriert wurde.
Odili Donald Odita verbindet ebenso westliche wie afrikanische Einflüsse, wuchs er doch als Sohn afrikanischer Kriegsflüchtlinge in den USA auf und schöpft gleichermaßen aus beiden Kulturen. Er ist der Geometrischen Abstraktion verhaftet und sieht sich dabei primär in der Nachfolge schwarzer, abstrakter KünstlerInnen der 1970er- und 1980er-Jahre, darunter Alvin D. Loving, Frank Bowling, Howardena Pindell und Edward Clark. Die in verschiedenen Farbnuancen dargestellten, zerspitterten Formationen, die sich nach dem Prinzip der Multiplikation zu einem lebendigen Rhythmus vereinen, beeindrucken durch ihre Intensität und Strahlkraft. Während Oditas Werke einerseits Parallelen zur Op Art zeigen, sind seine Bildelemente andererseits teilweise von einem afrikanischen Formenvokabular beeinflusst. Darüber hinaus betrachtet der Künstler Farbe als ideales Mittel, um die Komplexität der Welt zu reflektieren und Bedeutung zu generieren. Odita beschreibt seine Herangehensweise wie folgt: “The organization and patterning in the paintings are of my own design. I continue to explore in the paintings a metaphoric ability to address the human condition through pattern, structure and design, as well as for its possibility to trigger memory. The colors I use are personal: they reflect the collection of visions from my travels locally and globally.” Mit poetischen Titeln wie „Sunrise“, „Candle Light“ oder „Day Light“ evozieren seine Werke subjektive Ideen und Empfindungen; in anderen Werken greift Odita hingegen soziale und politische Themen auf. Das Werk des Künstlers befindet sich in renommierten Sammlungen wie dem Philadelphia Museum of Art, New Orleans Museum of Art, San Francisco Museum of Art oder dem Pérez Art Museum, Miami.
Jenny Carlsson Grip
Eine gänzlich andere Ästhetik veranschaulichen die Werke von Jenny Carlsson Grip. Ihre Bilderwelten, die an die malerische Tradition eines Per Kirkeby erinnern, zeugen von besonderer gestischer Kraft, Unmittelbarkeit und Spontanität. Dass die Künstlerin ihre Hände aktiv einsetzt, lässt sich nicht nur an den eindeutigen Spuren in ihren Malereien erkennen, sondern wird zudem in den Titeln thematisiert: „Fingrars väsen (Das Wesen der Finger)“ – ergänzt durch Zusätze wie „Urålder (Auge des Waldes)“ oder „Skogsöga (Seeigel)“. Die Verschmelzung von Körper und Natur erscheint omnipräsent. Neben Fingern und Händen gehören Pinsel, Spachtel und Schaber zu Carlsson Grips Malutensilien, mittels derer sie ihrer rauen und unbändigen Kompositionen einfängt. Das jeweils dargestellte Sujet ist keinesfalls eindeutig identifizierbar, vielmehr transportieren die Werke eine einzigartige Stimmung. Immer spürbar ist die enge Verbundenheit der Künstlerin mit der sie umgebenen Landschaft. Während Carlsson Grip in früheren Jahren lediglich Skizzen in der Natur angefertigt hat, ist diese inzwischen zu ihrem zweiten Atelier geworden. Tatsächlich spiegelt sich in ihren Werken die tiefe Verwurzelung mit ihrer Heimat und dem Land wider, die Ausdruck ihrer Identität sind. Aktuell präsentiert die Falsterbo Konsthall in Schweden eine Einzelausstellung der Künstlerin.