In der Ausstellung „Reflexionen“ zeigt Simon Schubert neue Graphitreibungen und Papierfaltungen im Dialog mit neuen Skulpturen. Die Bilder und Skulpturen fügen sich in das fortwährende Projekt eines mit jeder Ausstellung und jedem Bild wachsenden imaginären Gebäudes Schuberts ein, an dem der Künstler seit vielen Jahren arbeitet und erweitern dieses um neue Einblicke und Interieurs.
Simon Schubert arbeitet in seinen Graphitreibungen Aspekte unterschiedlicher Lichtphänomene, Schattenwürfe und Reflektionen heraus, welche die Wahrnehmung von Oberflächen und Räumen formen. Die neuen Arbeiten von Simon Schubert verhandeln Fragen nach der Luzidität und Opazität von wahrgenommenen Phänomenen auf einer metaphysischen Ebene. Hierbei liegt der Fokus auf der Wechselwirkung von immanenter zu transzendenter Erfahrung, indem die visuellen Licht- und Schattenspiele sowie Passagen und Durchgänge über sich selbst und das tatsächlich Dargestellte hinausweisen.
Zu den Graphitreibungen korrespondieren die neuen Skulpturen. Aus der Serie Framing werden zwei neue Skulpturen zu sehen sein. Scheinbar unmögliche und nur schwer zu berechnende Winkel formen sich zu mit Graphit überzogenen Objekten.
Schuberts spiegelnde Skulpturen wurden inspiriert durch die Beschäftigung mit der Monadologie von Gottfried Wilhelm Leibniz [1][1]. Diese Skulpturen bestehen aus hochglänzenden, spiegelnden Dewargefäßen, die für Schubert eine Annäherung an eine bildliche Entsprechung der von Leibniz beschriebenen Monaden darstellen, die Leibniz in seiner Schrift als „(…) ein immerwährender lebendiger Spiegel des Universums“ beschreibt.
[1][1] Leibniz legt in seiner im Jahre 1714 begründeten Monadenlehre
in Form von 90 Paragrafen eine Systematisierung von Relationen von Elementen der Wirklichkeit dar, die von besonderer Relevanz für seine Philosophie sind. In diesem Ansatz versucht Leibniz die Sphäre des Geistes, das Transzendentale und das Körperliche, das Natürliche zu lokalisieren und versöhnen. Leibniz führt hierzu die Kategorie der ‚Monade‘ ein, welche als eine unteilbare, individuelle und eigenständige Einheit verstanden werden kann, die über bestimmte Eigenschaften verfügt. (Vgl. Vorländer, Geschichte der Philosophie 1908)
Für weiterführende Literatur zu Leibniz Monadenlehre vgl. exemplarisch:
Leibniz, Gottfried Wilhelm: Monadologie und andere metaphysische Schriften, hg. von Ulrich Johannes Schneider, 2019.
Garber, Daniel: Leibniz: body, substance, monad, 2009.
Neumann, Hanns-Peter: Der Monadenbegriff zwischen Spätrenaissance und Aufklärung, 2009.