George Segal wurde lange Zeit vor allem der Pop Art zugerechnet, aber mit einigem Recht wird er zunehmend als metaphysischer Realist verstanden, der sich mit den allgemein menschlichen Fragen des Einzelnen in der Masse, der Anonymität und dem rätselhaften Faktum der Existenz beschäftigt. Die von ihm entwickelte Bildsprache, in der er in Gips abgeformte oder gegossene menschliche Figuren zumeist lebensgroß, aber ohne jede Individualisierung in dem abstrakten weißen Farbton des Materials beläßt, transportiert in eindrucksvoller Weise seinen überpersönlichen künstlerischen Kommentar auf die menschliche Befindlichkeit, auf Individuum und Masse.
Die entpersönlichte Alltäglichkeit und Allgemeingültigkeit seiner Figuren verbergen ihre stille, fast melancholische Gesellschaftskritik in der eigentümlich widersprüchlichen Ästhetik von figürlicher Abstraktion. Das zunehmende Interesse an Raum- und Lichtverhältnissen, also Fragen der Komposition und der Wahrnehmung, führten Segal zur Kombination seiner Figuren mit realen Alltagsgegenständen wie Stühlen, Bänken und anderen Möbeln, zur Gruppierung mehrerer Figuren oder ihrer Plazierung in zumeist nur fragmentarischen Raumsituationen. Damit leistete Segal einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung des Environments als bedeutender Neuerung der Plastik der Nachkriegsmoderne.
Werke von George Segal befinden sich in wichtigen Sammlungen und Museen zeitgenössischer Kunst weltweit. Seine Arbeiten wurden wiederholt in großen Retrospektiven, auf der Biennale von Venedig und der documenta gezeigt.