Hans Bellmer gilt als wichtiger Vertreter des phantastischen Realismus. Nachdem er Anfang der 1930er Jahre Vorlesungen am Bauhaus gehört hatte, reiste er nach Italien und Tunesien, gab jedoch 1933 aus Ablehnung gegenüber dem Faschismus seine künstlerische Tätigkeit vorübergehend auf. Stattdessen konstruierte Bellmer mädchenhaften Puppenplastiken, die er in erotischen Posen photographierte. Sie wurden in der französischen Surrealisten-Zeitschrift 'Le Minotaure' veröffentlicht und seitdem gehörte Bellmer den Pariser Surrealisten an. Mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde der in Paris lebende Bellmer, wie auch Max Ernst, bei Aix-en-Provence inhaftiert. Fortan wurde die Zeichnung sein bevorzugtes Medium, in dem er einen individuellen figurativen Stil entwickelte. In der Nachkriegszeit gab Bellmer in altmeisterlicher Exaktheit das Intuitive körperlicher Sexualität in seinen Traumbildern wider, bespielte damit seine ersten Einzelausstellungen und internationale Gruppenschauen mit den Surrealisten und wurde als 'Dürer des Surrealismus' bezeichnet. Sein Spätstil zeigt Linien, die zu Filigranwerk werden, die Erotik vervielfältigte sich durch die Konfrontation des Todesaspektes mit der Lust. Die Darstellung des Obszönen in Bellmers Werk ist als seine Auflehnung gegen die gesellschaftliche Zwänge, Rationalität und Zeitmoral zu verstehen. Sein künstlerischer Einfluß ist besonders bei Paul Wunderlich und Horst Janssen spürbar.