Joseph Beuys wollte mit seinem Konzept des "Erweiterten Kunstbegriffs" die Grenzen der Kunst aufbrechen. Er war überzeugt davon, dass jeder Mensch ein kreatives Potenzial in sich trägt und somit als Künstler agieren kann. Besonders betonte er die kollektive kreative Kraft, die durch gemeinsame Arbeit an einer "sozialen Kunst" genutzt werden kann, um positive Veränderungen in der Welt und der Gesellschaft herbeizuführen.
Beuys prägte auch den Begriff der "Sozialen Plastik", der von der Anthroposophie beeinflusst wurde. Diese Theorie besagt, dass jeder Einzelne durch kreatives Handeln zur Gemeinschaft beitragen und die Gesellschaft positiv gestalten kann. Die berühmte These "Jeder Mensch ist ein Künstler", erstmals von Beuys 1967 formuliert, steht im Mittelpunkt dieser Idee. Diese zentralen Konzepte versuchte Beuys auch in der Politik umzusetzen, indem er 1971 die „Organisation für direkte Demokratie durch Volksabstimmung“ mit Johannes Stüttgen und Karl Fastabend gründete.
Berühmte Werke
Beuys' Werke waren oft kontrovers, da er alltägliche, für die etablierte Kunst unkonventionelle Materialien verwendete. Er mystifizierte die von ihm bevorzugten Materialien - Filz und Fett - ebenso wie das ständige Tragen eines Hutes, wobei eine Legende besagt, dass er nach einem tatsächlichen Flugzeugabsturz auf der Krim mit angeblich schweren Kopfverletzungen von Tataren mit Filz gesalbt und mit Fett gewärmt wurde. Zahlreiche Anekdoten ranken sich um seine Arbeiten, von denen einige bis heute nicht zweifelsfrei verifiziert werden können. Besonders bekannt sind Berichte über Beuys' "Badewanne" und die "Fettecke", von denen behauptet wird, dass Reinigungskräfte sie zerstört hätten.
Ein weiteres seiner berühmten Werke, "7000 Eichen – Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung", wurde 1982 während der documenta 7 präsentiert. Über mehrere Jahre hinweg pflanzte Beuys mit freiwilligen Helfern in Kassel 7000 Bäume, jeweils begleitet von einem Basaltstein. Dieses Projekt war eine bedeutende künstlerische und ökologische Intervention, die darauf abzielte, den urbanen Lebensraum angesichts der zunehmenden Verstädterung nachhaltig zu verändern. Obwohl es anfangs kontrovers diskutiert wurde, hat es sich zu einem prägenden Element des Stadtbildes von Kassel entwickelt und den öffentlichen Raum maßgeblich geprägt.