Sam Gilliam zählt zu den wichtigsten Vertretern der Abstrakten Malerei in den USA. Seine Werke sind in zahlreichen Sammlungen vertreten, u.a. Art Institute of Chicago, MoMA (New York), National Gallery of Art und Whitney Museum of Art. The Music of Color ist die erste institutionelle Einzelausstellung des Künstlers in Europa. Dabei rückt mit dem Schwerpunkt auf den Jahren 1967 bis 1973 Gilliams radikalste Schaffensphase in den Mittelpunkt. 2017 war seine Arbeit Yves Klein Blue, die an sein experimentelles Frühwerk anknüpft, auf der 57. Biennale in Venedig zu sehen.
1967 begann Sam Gilliam die Serie der Beveled-edge paintings: Er goss Acrylfarbe direkt über die unpräparierte Leinwand und faltete und zerknitterte sie, während die Farbe noch nass war. Anschliessend spannte er die Leinwand auf einen abgeschrägten Keilrahmen, was dem Gemälde eine räumliche, objekthafte Qualität verlieh. Die wichtigste künstlerische Errungenschaft Gilliams ist die 1968 begonnene Serie der Drape paintings. Hier bearbeitete er die Leinwand in derselben Weise wie für die Beveled-edge paintings, mit dem Unterschied, dass er die Gemälde vom Keilrahmen befreite. Im Gegensatz zum Staffeleibild, das in der Regel unabhängig von seinem Kontext funktioniert, beziehen die Drape paintings den Ausstellungsraum performativ mit ein, da sie je nach Raumsituation unterschiedlich installiert werden können.
Sam Gilliam bemühte sich darum, die weithin akzeptierte und von prominenten Zeitgenossen, beispielsweise Donald Judd, kultivierte Trennung zwischen Malerei und Skulptur zu verwischen. Gilliams Arbeiten der Jahre 1967–1973 zeichnen sich durch ihre Monumentalität und ihre expressive Farbigkeit aus. Die Leinwand wird zum Träger von Spuren des Produktionsprozesses und stellt dabei ihre eigene Materialität zur Schau. Just zu einer Zeit, als die Malerei im Niedergang begriffen schien, hauchte ihr Gilliam neues Leben ein, wobei seine ausdrucksstarke, vitale Malweise nicht zuletzt vom Jazz inspiriert ist.