„Die Form des Menschen wird immer das große Gleichnis des Künstlers bilden.“
- Oskar Schlemmer
Auf der Art Basel 2021 richtet die Galerie Thomas den Fokus auf die Darstellung der menschlichen Figur in der Kunst der Moderne. Gemälde, Skulpturen und Arbeiten auf Papier spannen den Bogen von der klassischen Moderne und besonders dem Expressionismus bis zur Nachkriegsavantgarde.
Ausgehend von bedeutenden Künstlern der klassischen Moderne wie Max Beckmann, Chaim Soutine, Edvard Munch und Emil Nolde wird der Überblick auf dem Stand der Galerie Thomas auch Werke etwa von Pablo Picasso, Fernand Léger und Ferdinand Hodler einschließen und bis zu neueren Positionen von Andy Warhol
oder A. R. Penck reichen. So berichten die Darstellungen der menschlichen Figur auf der diesjährigen Präsentation der Galerie Thomas auf der Art Basel von der geistesgeschichtlichen Entwicklung der modernen Malerei von dem Primat der Natur über die Suche nach dem Ideal hin zur Konzentration auf das Symbol.
Auch die folgenden Werke werden in der Präsentation zu sehen sein:
Alexej von Jawlenskys „Mädchenbildnis“ gehört zu einer Gruppe von Meisterwerken, die alle im Zeitraum von 1910 entstanden sind und Jawlenskys individuellen, einzigartigen Stil in vollem Umfang repräsentieren, der in den Jahren bis 1912 seinen Höhepunkt erreichen sollte. Jawlensky experimentiert hier mit dem Konzept, das Individuum soweit zu abstrahieren, dass es Allgemeingültigkeit bekommt und zu einem archetypischen Charakter wird.
Noch ganz der psychologisierenden Porträtkunst verpflichtet und in einem Malstil, der realistische und impressionistische Elemente verbindet, zeigt sich das 1912 gemalte Porträt einer blonden Frau von Kees van Dongen. Er wurde schlagartig berühmt, als er mit den später so genannten „Fauves“ ausstellte und galt als der wildeste von den Malern dieser Gruppe französischer Expressionisten, zu denen auch Matisse, Derain und Vlaminck gehörten. Doch aus dem „Wilden“ van Dongen, dem verstörenden Aussenseiter, wurde einer der begehrtesten Porträtkünstler der späten Belle Epoque und der goldenen Zwanziger Jahre.
Das Gemälde „Figur auf grauem Grund“ von Oskar Schlemmer vollzieht den Sprung in die Zeit zwischen den Weltkriegen und macht die bedeutende Entwicklung in der Auffassung der figürlichen Darstellung der Avantgarde der 1920er Jahre beispielhaft deutlich. Das Thema, das sich wie ein roter Faden durch Schlemmers Oeuvre zieht, ist der Mensch im Raum. Die menschliche Gestalt im bildnerischen Werk ist für Schlemmer dabei Abstraktion, die Figuren sind keine konkreten Bildnisse, sondern eine Übertragung des Individuellen in ein Bildgefüge von elementarer Formensprache.
Das Sujet der Familie in einer Dreierkonstellation in Emil Noldes Gemälde von 1949 weckt sofort Assoziationen an den Themenzyklus der religiösen Bilder, einem Schwerpunkt in Noldes Werk – insbesondere an die Heilige Familie mit Maria, Joseph und dem kleinen Christuskind, dem Urbild der idealen Familie. Biblische Themen beschäftigen Nolde, dessen Leben von frühester Kindheit an religiös geprägt war, während seines gesamten künstlerischen Schaffens. Es ist jedoch eine undogmatische, unmittelbare und sehr persönliche Religiosität, die Noldes Figurenbildern innewohnt und die von einer glühenden Farbigkeit geprägt sind.
Marc Chagall
verbindet in seinem Werk „Le peintre à la Tour Eiffel“ seine typische Bildsprache zwischen träumerischer, fast naiver Sensibilität und surrealistischer Komplexität mit Reminiszenzen an seine Wahlheimat Paris und nostalgischer Erinnerung an seine russische Geburtsstadt. Der Kopf des Malers, zweifellos ein ideales Selbstporträt Chagalls, ist dabei zugleich ein allgemeingültiges Symbol für den Menschen.