Galerie Thomas
Türkenstraße 16
80333 München
Öffnungszeiten
Montag – Freitag: 9 – 18 Uhr
Samstag: 11 – 17 Uhr
In seiner Arbeit „Für O.K. die Windsbraut“ bezieht sich Anselm Kiefer auf das berühmteste Gemälde Oskar Kokoschkas, dessen Initialen im Werktitel darauf deutlich hinweisen. „Die Windsbraut“ von 1914 porträtiert Kokoschka und seine Geliebte Alma Mahler-Werfel, die den Maler kurz zuvor verlassen hatte. So steht das im Sturm noch vereinte Paar des Gemäldes vor den durch die Persönlichkeit Alma Mahlers hervorgerufenen Veränderungen, aber das Gemälde kann zugleich als Vorahnung des heraufziehenden Weltkriegs interpretiert werden. Diese Ambivalenz führt zu Kiefers Interesse an der Thematik: Alma Mahler verkörpert er in seinem Werk durch das bleierne Kleid im Zentrum der Darstellung, ein Symbol, das sehr häufig in Kiefers Arbeiten vorkommt und verschiedene Frauengestalten personifizieren kann. Zumeist ist es die mythische Lilith, das Urbild der starken, matriarchalischen Frau, aber es kann auch für Medea, Goethes Margarethe oder die Sulamith aus Paul Celans „Todesfuge“ stehen. Und auch in Kiefers Windsbraut-Paraphrase erscheint die Hauptfigur als Metapher für die schicksalhafte Macht des Weiblichen.
Solche für Kiefer charakteristischen Querverbindungen durch Geschichte, Literatur, Mythos und Kunstgeschichte können auch in der aktuellen Ausstellung des Franz Marc-Museums in Kochel betrachtet werden. Die sehenswerte Schau mit dem Titel „Opus Magnum“ vereint 23 Vitrinen und sechs großformatige Photographien, in denen Kiefer das weite Spektrum seiner Themen, Motive und Symbole zusammengefasst hat. Das Kocheler Museum stellt ihnen kurze Texte zeitgenössischer Schriftsteller gegenüber und lädt den Betrachter so zu einer assoziativen Annäherung an den künstlerischen Kosmos Anselm Kiefers ein.