Galerie Thomas
Türkenstraße 16
80333 München
Öffnungszeiten
Montag – Freitag: 9 – 18 Uhr
Samstag: 10 – 18 Uhr
Das Haus der Kunst in München widmet dem visionären Werk des deutschen Künstlers eine große Retrospektive mit mehr als 250 Kunstwerken, die am 5. März eröffnet wird und bis Ende November 2020 zu sehen ist.
Walther verbindet in seinem Werk eine grundlegende Befragung des Begriffs der Skulptur mit einer Betonung des Entstehungsprozesses. Auch wenn seine Arbeiten in ihrer Einfachheit und reduzierten Form an den Minimalismus erinnern, geht es Walther um einen anderen Ansatz. Er versteht seine Objekte als Arbeitsmaterialien, die zur Auslösung von Grunderfahrungen nutzbar sind. Darunter versteht Walther Fragen der Selbst-Definition, der Orientierung und Bewusstseinsbildung. Die Betrachter treten mit dem Werk über sogenannte Werkhandlungen in aktiven Dialog, was die traditionelle Auffassung von Betrachter und Werk verändert und zu einem "anderen Werkbegriff" (Walther) führt.
Als der Künstler 1963 Johanna Friesz, die Tochter eines Schneiders, heiratete, hatte dies einen entscheidenden Einfluss auf sein künstlerisches Werk. In der Werkstatt der Schwiegereltern sah er zum ersten Mal Baumwollgewebe, Nesseleinlagen und wattierte Futterstoffe, die er sofort als neues Material für seine Arbeit entdeckte.
Doch auch wenn dieses Werk, wie die meisten Walthers, zum Berühren einlädt, beherrscht die späten Werkgruppen doch die Betrachtung, ein Kunstverständnis, das der Künstler vor mehr als vierzig Jahren hinter sich gelassen hatte. So kehrt er in seinem Spätwerk zum Bild zurück.
Walther nahm vier Mal an der documenta teil und erlangte mit seinem erweiterten Werkbegriff früh internationales Ansehen. So stellte er bereits 1969 im Museum of Modern Art in New York erstmals den berühmten '1. Werksatz' aus. Dabei handelt es ich um eine interaktive Installation aus 58 Objekten aus verschiedensten Materialien, die von den Betrachtern 'benutzt' werden sollten, etwa indem sie die Objekte aufklappten, sich hineinlegten oder geometrische Formen daraus gestalteten. Zu den weiteren wichtigen Werkgruppen gehören ein 1969 begonnener '2. Werksatz' mit 'Schreitstücken' und 'Stand-Schreitstücken' sowie ab 1979 die 'Wandformationen' und in den 1990er Jahren die 'Handlungsbahnen'.
Abbildung: Franz Erhard Walther 'Muss verbunden werden' 1985, Ausstellungsansicht
© Galerie Thomas Modern 2020