Die vorliegende fotografische Arbeit "Nachkriegshäuser, Ruhrgebiet, Deutschland" aus dem Jahr 1988 ist als Triptychon konzipiert und zeigt Bauten im Ruhrgebiet, einem der industriell geprägtesten Gebiete Deutschlands.
Die Fotografien spiegeln eine bedeutende Epoche in der deutschen Geschichte wider. Nach dem Zweiten Weltkrieg lag Deutschland in Trümmern, und der Wiederaufbau stellte eine enorme Herausforderung dar. Das Ruhrgebiet, bekannt für seine Kohle- und Stahlindustrie, spielte eine zentrale Rolle im Wirtschaftswunder der Nachkriegszeit. Die Architektur dieser Ära, oft geprägt durch einfache, funktionale Designs, spiegelt den Pragmatismus und die Notwendigkeit des Wiederaufbaus wider.
Die Bechers nähern sich ihren Motiven in typologische Herangehensweise, bei der sie ähnliche Objekte in einer systematischen und vergleichenden Weise mit ihrer Großformatkamera dokumentieren.
Durch die einheitliche Perspektive und Beleuchtung werden die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der einzelnen Gebäude deutlich hervorgehoben. Diese Vorgehensweise ermöglicht es dem Betrachter, nicht nur die architektonischen Details zu erkennen, sondern auch eine Art visueller Katalogisierung vorzunehmen. Die Bechers fotografierten bevorzugt bei bedecktem Himmel, um Schatten zu minimieren und die Strukturen der Gebäude klar und detailreich darzustellen. Dies verleiht den Fotografien eine sachliche Nüchternheit, die typisch für das Werk des Künstlerpaares ist.
Die ästhetische Qualität der Arbeiten von Bernd und Hilla Becher liegt in ihrer präzisen Komposition und der Klarheit der Darstellung. Die meisten ihrer Motive, die sie für ihre Fotografien auswählten, beispielsweise Silos, Wassertürme und Industrieanlagen, die sie fotografierten, sind keine prächtigen Bauwerke, sondern einfache, funktionale Gebäude. Trotzdem gelingt es den Bechers, diesen Bauten eine besondere Würde und Bedeutung zu verleihen. Die strenge, frontale Ansicht und die gleichmäßige Beleuchtung lassen die Architektur in den Vordergrund treten und ermöglichen eine unverzerrte Betrachtung. Durch ihre Arbeit konservierte das Künstlerpaar eine Architektur, die im Zuge des wirtschaftlichen Wandels und der Modernisierung oft übersehen oder abgerissen wurde. Ihre Fotografien dienen somit nicht nur als künstlerische Werke, sondern auch als wichtige historische Dokumente.
Das fotografische Werk von Bernd und Hilla Becher hat die Fotografie und die Kunstwelt nachhaltig beeinflusst. Ihre systematische und objektive Herangehensweise diente vielen Künstlern und Fotografen als Inspiration. Besonders bemerkenswert ist ihr Einfluss auf die Düsseldorfer Fotoschule, deren Schüler wie Andreas Gursky, Thomas Struth und Candida Höfer die Prinzipien der Bechers weiterentwickelten.