Rebecca Horn ist eine Künstlerin, die sich intensiv mit der Kunstgeschichte auseinandersetzt und Motive, Themen, Metaphern und Symbole in ihrem eigenen Bilderkosmos neu verbindet und interpretiert.
In "Goyas Augenwirbel" ist der Bezug zu Goya im Bildtitel deutlich gemacht, und im Farbstrudel der Malerei lassen sich unschwer der Wirbel und das Auge erkennen. Gemeint ist jedoch offenbar das Auge des Saturn auf Goyas Gemälde "Saturn frißt seine Kinder". Die den Schrecken der Wirklichkeit mit Traumgebilden verbindenden Werke Goyas weisen voraus in die Moderne und werden als bedeutende Vorläufer des Surrealismus angesehen.
Goyas Gemälde des Saturn, der seine Kinder verzehrt, ist ein besonders eindrückliches Beispiel für die expressiven, surrealistischen Elemente in seinen Werken. Eines der weit aufgerissenen, in den Wahnsinn spielenden Augen des gewalttätigen Gottes diente Rebecca Horn als Vorbild für ihre Malerei. In dem Wirbel, in welchen Sie das Auge versetzt, verbildlicht sich das Hauptthema in ihrem Werk: Transformation, zeitliche Veränderung, ständige Bewegung. Dies ist auf einer mythologischen Ebene auch das Thema des Bildes von Goya: der römische Gott Saturn ist zugleich der griechische Chronos, die Zeit selbst - und die Zeit ist es, die ihre Kinder frißt. Für die symbolischen und philosophischen Überlegungen, die sich hieran anknüpfen lassen, findet Rebecca Horn einen ebenso konzentrierten wie poetischen Ausdruck.